D. Schläppi (Hrsg.): Helvetische Revolution

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Titel
Umbruch und Beständigkeit. Kontinuitäten in der Helvetischen Revolution von 1798


Herausgeber
Schläppi, Daniel
Erschienen
Basel 2009: Schwabe Verlag
Anzahl Seiten
106 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Emil Erne

Die ersten Schweizerischen Geschichtstage, welche die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte im Jahre 2007 an der Universität Bern durchführte, widmeten sich dem Thema «Zeiten des Umbruchs» (siehe http://2007.geschichtstage.ch/18/programm.html). Gefragt wurde nach tatsächlichen oder vermeintlichen Erfahrungen globaler Umbruchprozesse und nach den Ursachen für einen beschleunigten Wandel in der Gegenwart. Umbrüche wurden verstanden als Kennzeichnungen für das Ende des Bewährten und den Beginn einer neuen Epoche. Die Teilnehmenden waren aufgefordert, sich mit der Neubewertung von Ereignissen in der Geschichte und mit dem Verhältnis von Zeit und Zeitlichkeit auseinanderzusetzen. Im Rahmen dieser Veranstaltung organisierte Daniel Schläppi ein Panel mit dem Titel «Konstantes in Zeiten des Umbruchs. Wandel und Kontinuität als komplementäre historische Axiome am Beispiel der Helvetik». Im vorliegenden Band hat er die gehaltenen Referate, versehen mit einer Einleitung zu Methode und Inhalt, herausgegeben.

Wie der Herausgeber selber einräumt, kann man sich tatsächlich fragen, ob es nach dem 200-Jahr-Jubiläum von 1998 noch eine weitere Publikation zur Helvetik braucht. In den ausführlichen Anmerkungen zu den einzelnen Beiträgen wird der aktuelle Wissensstand nachgewiesen. Dabei zeigt sich, dass diese kurze Epoche der Schweizer Geschichte in der Geschichtsschreibung seit jeher kontrovers beurteilt und die abschliessende Gesamtschau noch nicht geleistet worden ist. Neue Ansätze und die Tatsache, dass sich die Helvetik für Reflexionen zu Konstanz und Wandel im Geschichtsprozess geradezu aufdrängt, begründen die Existenzberechtigung dieser Publikation. Nicht zuletzt kommt hinzu, dass Schläppi vier ausgewiesene Forschende für sein Projekt gewinnen konnte.

Danièle Tosato-Rigo erörtert, wie die Revolution in der Waadt nicht von unten, sondern von traditionellen Eliten durchgesetzt wurde, die ihre Rechte und Positionen zu sichern suchten. Andreas Würgler stellt dank Erkenntnissen aus einem laufenden Forschungsprojekt zu Bittschriften an die helvetische Regierung vielfache Ähnlichkeiten zum Petitionswesen des Ancien Régime fest. Für Andreas Fankhauser ist der Verwaltungsapparat der Helvetischen Republik nicht weniger hierarchisch strukturiert als der vorrevolutionäre und steht auf den verschiedenen Verwaltungsebenen personell und institutionell vielfach mehr für Kontinuität als für Umbruch. Schliesslich definiert André Holenstein den helvetischen Einheitsstaat als «reformabsolutistische Republik», in welcher reformfreundliche Kreise des 18. Jahrhunderts in der Tradition des aufgeklärten Absolutismus die Alte Eidgenossenschaft zu erneuern strebten.

Gesamthaft erscheint die Helvetik, die in der traditionellen Geschichtswissenschaft als Zeit des Umbruchs, das heisst je nach Sichtweise des Untergangs respektive des Neuanfangs, gesehen wurde, in den gut recherchierten und klar aufgebauten Aufsätzen stark geprägt von Kontinuitäten und Elementen des Beharrens in Zeiten des Wandels. Damit ist die handliche Schrift ein nützlicher Beitrag zur differenzierteren Bewertung dieser faszinierenden Phase der Schweizer Geschichte.

Zitierweise:
Emil Erne: Rezension zu: Schläppi, Daniel (Hrsg.): Umbruch und Beständigkeit. Kontinuitäten in der Helvetischen Revolution von 1798. Basel: Schwabe Verlag 2009. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 3, 2012, S. 70-71.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 3, 2012, S. 70-71.

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